Die IFA wird 100. Alarmstufe Rot?!
Gestern stattete ich der IFA Berlin einen Besuch ab. Seit 1924 gibt es diese Messe bereits. Der Name “Internationale Funkausstellung” war von Anfang an ein wenig zu spitz auf eine Übertragungsform eingeschränkt. Inhaltlich wurde dies glücklicherweise nie so gelebt. Zum 100. Geburtstag wurde sie nun vom neu gegründeten Veranstalter umbenannt in “Innovation für alle”.
Dieser neue Name symbolisiert in meinen Augen nun viel besser, was die Messe war und was sie wieder werden sollte. Die Realität sieht allerdings noch anders aus. Bereits bei der Anreise wird dies überdeutlich.
Traurige Anreise
Die Bahnhöfe auf dem Weg dahin wirken verlassen, ungepflegt und dreckig. Die Pünktlichkeit der öffentlichen Verkehrsmittel entspricht in etwa der Wahrscheinlichkeit von Kopf beim Münzwurf. Auf den letzten Metern läuft man an ca. 100 Obdachlosen vorbei, die unter der Autobrücke hausen.
Ist man endlich am Messegelände angekommen, strahlt einem das einstmals futuristische ICC entgegen. Über das Design kann man streiten, nicht jedoch über die damalige Symbolkraft für eine innovative Zukunft. Heute ist es ein Symbol des Stillstands mit dem Scharm eines Lost Spaces. Das tut weh!
Tritt man in die Messehallen ein, wird es etwas moderner. Neben den klassischen Ticketkassen gibt es Eintritt per App. Langes Anstehen ist so nicht mehr notwendig.
Alarmierender Rundgang
Mit dem Ziel “Dream Stage Halle 27” startete ich meinen Express-Rundgang. So bekommt man schnell einen Gesamteindruck über aktuelle Trends und verliert sich nicht in den Details einzelner Produkte. Und dieser Gesamteindruck ist mehr als alarmierend für den Standort Deutschland/Europa.
Nahezu 100% aller Aussteller, die meine Aufmerksamkeitsschwelle erreichten, stammten aus Fernost.
Lediglich Blaupunkt war die Ausnahme, allerdings nicht im positiven Sinne. Das eigentlich gar nicht mehr existierende Unternehmen ist nur noch als Marke vertreten, und das recht schlecht. Alle Standbetreuer waren mit ihren Handys beschäftigt.
Das alles ist sicherlich nur ein subjektiver Eindruck. Wenn man gezielt nach weiteren deutschen und europäischen Unternehmen sucht, wird man sie auch finden. Der Eindruck des überrollt Seins blieb jedoch bis zur letzten Halle bestehen.
Hoffnungsträger Innovation
Erst mit der Podiumsdiskussion auf dem Dream Stage “IFA Next” in Halle 27 keimte etwas Hoffnung auf. Hier erörterten die Speaker von Hubraum, Glasdollar, BSH-Startup Kitchen und U-Path, wie innovative Startups optimal mit etablierten Unternehmen kooperieren können.
Diese 45 Minuten gaben mir nicht nur die Hoffnung für mehr Innovationen in Europa, sondern auch neue Inspiration für die Anwendung der SPE. Gerade im kulturellen Schmelztiegel von Konzernen und Startups ist es wichtig, gemeinsame Einschätzungen zu Zielen, Risiken und Chancen zu finden. Nur so kann man erfolgreiche Produkte entwickeln.
Für die IFA Berlin ist der Neuanfang mit dem Fokus auf “Innovation für alle” sicherlich die richtige Entscheidung. Ich wünsche ihr jedenfalls viel Erfolg mit wachsenden Aussteller- und Besucherzahlen.
Für Deutschland wünsche ich mir, dass die Menschen wieder erkennen, worauf es ankommt: Weltoffenheit statt Remigration, Menschlichkeit statt Spaltung, Sachlichkeit statt Propaganda, Innovationsoffenheit statt Festhalten an alten Technologien sowie Leistungsbereitschaft statt Nörgelei.